2005 zog in unsere Familie der erste Hund ein. Eine Australian Shepherd Hündin, die uns in unserem Alltag begleitete. Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, sie immer und überall zu integrieren – ist das nicht das, was sich die meisten Hundehalter wünschen: einen entspannten, ausgeglichenen Alltagsbegleiter?
Mit den Jahren konnte ich öfter beobachten, dass viele Mensch-Hund-Teams sich immer mehr von diesem Ziel entfernen und dieser Wunsch oft eine Illusion blieb. Dabei habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, warum es mehr und mehr verhaltensauffällige Hunde gibt, wo doch der Fokus so auf dem Wohl des Tieres liegt. Die vielen Menschen, die sich so große Mühe geben, ihre Hunde auszulasten, zu beschäftigen und dabei immer alles richtig zu machen. Hundekurse und Spielwiesen für die Vierbeiner werden besucht, sämtliche Sportarten für und mit dem Hund stehen auf dem wöchentlichen Programm und doch ist der Alltag oft so weit entfernt von einem entspannten Miteinander.
Als meine ersten eigenen Hunde einzogen
Zwei Australian Shepherd Welpen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Was bei dem einen half, brachte mich bei dem anderen nicht weiter. Ich musste für beide einen individuellen Weg finden, weil keine der Methoden, die ich bis dahin kennenlernte, langfristig hilfreich war.
Meine Zeit in der Hundeherberge
Während meines Studiums beschäftigte ich mich auch beruflich mit Hunden. 2015 fing ich an, in einer Hundeherberge zu arbeiten und konnte dort jede Menge Erfahrungen sammeln. Vom Irischen Wolfshund, über den Broholmer bis hin zum Pyrenäenberghund – es gibt kaum eine Rasse, die ich während dieser Zeit nicht kennenlernen durfte. Ich habe schnell festgestellt, dass das, was beim Aussie funktionierte, beim Herdenschutzhund keine Option war. Durch die Betreuung der Hundegruppe auf dem Grundstück und beim Ausführen auf Spaziergängen lernte ich, immer ein Teil der Gespräche zu sein.
Am spannendsten fand ich, die Hunde untereinander zu beobachten, die sich ständig Feedback über nicht team-konformes Verhalten gaben. Und auch da war schnell klar: die Antwort des Dackels war eine andere, als die des Staffords.
Nach meiner Zeit in der Hundeherberge habe ich als Dogwalkerin gearbeitet und durfte auch hier viele wertvolle Erfahrungen mit unterschiedlichsten Hunden sammeln.
Über die Jahre habe ich von immer mehr Methoden gehört, mit welchen man Hunde erziehen kann. Ich bin der Überzeugung, dass man nicht durch die EINE Methode nachhaltig zu einem entspannten Miteinander kommt. Hunde stellen uns ständig Fragen – es ist unsere Aufgabe, ihnen authentische Antworten darauf zu geben. Wie der Weg von Hund und Halter aussieht, ist individuell und hängt mit deren Persönlichkeiten zusammen.
Als ich Eva vor vielen Jahren kennenlernte, habe ich das wiedergefunden, womit ich groß wurde und was mir so bekannt vorkam. Ist es wirklich ausschlaggebend, einem Hundebesitzer in der Hundeschule beizubringen, wie man bei einem Hund ein „Sitz“ konditioniert? Für mich ist es sinnvoller, den Menschen zu zeigen, wie der Umgang mit dem Hund im Alltag aussehen sollte. Hundehaltern (und ihren Hunden) ist mehr damit geholfen, ihnen die Grundlagen der Hundesprache beizubringen, anstatt ausschließlich über Futter zu arbeiten.
Seit Oktober 2021 gehöre ich zum Team Charakterköpfe. Ich war mehrere Monate täglich im Hundetraining an Evas Seite, während ich Einzelstunden und Gruppentrainings nach der Philosophie von Charakterköpfe gegeben habe und helfe Hund und Mensch, wieder zu einem Team zu werden.